In diesem Beitrag gehe ich mehr auf das Thema Selbstmitgefühl ein und erzähle dir, wie ich gelernt habe, freundlich mit mir selbst umzugehen. Freundliche zu uns selbst zu sein, ist ein Schlüsselelement der inneren Arbeit.
Ich war sehr streng zu mir selbst und mein grösster Kritiker. Ganz ehrlich, hätte jemand anders so mit mir gesprochen, wie ich zum Teil in meinen inneren Dialogen mit mir gesprochen habe, diese verrückte Person wäre nicht meine Freundin gewesen. So geht es vielen von uns. Wäre es also nicht hilfreich, wenn wir einen freundlichen Umgang mit unseren inneren Stimmen finden?
Ständig ist etwas. Man ist zu dick, zu dünn, zu leise, zu laut, tat zu viel von dem, zu wenig von dem, hat das gesagt, was nun weggewünscht wird, tat das nicht und so weiter. Ich hatte irgendwann genug und wollte in Frieden mit und in mir leben. Ich wollte dieses Drama, das uns oft eine Art ohnmächtig machen kann, wo erst recht kein Wachstum entstehen kann, nicht mehr. Wollte lieb zu mir selbst sein, wie ich auch zu anderen bin. Wollte nicht länger von diesen blockierenden Stimmen aufgehalten werden.
Ich fand das Buch von Kristin Neff – Selbstmitgefühl . Und dieses Buch veränderte viel. Heute sind die Pfade in meinem Gehirn schon so verlinkt, dass ich automatisch lieb mit mir selbst bin, Verständnis habe und mir selbst eine gute Freundin sein kann. Nicht in diesen destruktiven Verhaltensmustern stecken bleibe, die unser Wachstum aufhalten. Es gelingt mir zu sehen was ist, freundlich mit mir zu sein und zu tun was zu tun ist in einer neugierigen Haltung.
Doch was ist Selbstmitgefühl? Kristin Neff schreibt im Buch:
"Viele Leute gehen davon aus, dass Selbstmitgefühl einfach eine warme Kuschelecke ist – eine Möglichkeit, uns selbst zu verhätscheln, und sonst gar nichts. Aber eine derart oberflächliche Behandlung fördert weder Heilung noch Wachstum. Anders als Selbstkritik, die fragt, ob wir gut genug sind, fragt Selbstmitgefühl, was gut für uns ist.
Selbstmitgefühl macht sich unseren inneren Wunsch nach Gesundheit und Glück zunutze. Wenn wir uns selbst wichtig sind, tun wir, was nötig ist, um zu lernen und zu wachsen. Wir wollen dann nutzlose Verhaltensmuster verändern, sogar wenn das bedeutet, auf bestimmte Dinge zu verzichten, die uns eine Weile gefallen haben.
Eltern, denen ihre Kinder wichtig sind, stopfen sie nicht mit Süßigkeiten voll, nur weil die Kinder Süßigkeiten mögen. Jeder Laune unserer Kinder nachzugeben macht uns nicht zu guten Eltern. Fürsorge für Menschen, die uns wichtig sind, bedeutet manchmal auch, Nein zu sagen. Genauso gehört es zum Selbstmitgefühl, sich selbst eine tiefe Wertschätzung entgegenzubringen und deshalb Entscheidungen zu treffen, die langfristig unser Wohlbefinden fördern. Selbstmitgefühl will Fehlfunktionen heilen, nicht verewigen.
(aus "Selbstmitgefühl: Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden" von Kristin Neff)
Die Methode ist einfach. Wann immer wir bemerken, dass unser grosser innerer Kritiker spricht und die Dinge lenkt. Atme tief durch und entscheide dich liebevoller mit dir selbst zu sein, freundlicher mit dir selbst zu sein. Ehrlich und neugierig hinzusehen, ohne Verurteilung und dann zu tun, was zu tun ist.
Dieser Wandel in mir dauerte eine Weile. Anfangs bemerkte ich es oft erst später, dann immer früher, mein Bewusstsein für diese automatischen Vorgänge wurde immer grösser. Ich sprang auf diese neuen Reaktionspfade immer häufiger auf, bis es irgendwann zur Gewohnheit wurde.
Mit mir selbst freundlich zu sein, hat nicht nur Auswirkungen auf mich und meine Beziehung mit mir. Es hat Auswirkungen auf jede andere Beziehung. Indem ich freundlicher und mitfühlender mit mir bin, kann ich auch freundlicher und mitfühlender mit anderen sein.
Mit mir selbst freundlicher zu sein, lässt mich freier leben. Ich sehe vieles das passiert durch eine neugierige Brille, um mehr zu lernen und zu wachsen. Ich fühle mich nicht mehr angegriffen oder bedroht, was mich offen und neugierig sein lässt.
Wenn es ein Thema ist, wo du mehr lernen möchtest, empfehle ich dir von Herzen dieses Buch zu lesen. In vielen öffentlichen Bibliotheken ist es vorhanden und kann auch ausgeliehen werden.
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